eine liebe zur musik

S.P.A.N.D.A.U. - da kommse her, alter! woher kommst du?

S - steht fuer den Stau, den ick samstag jottseidank nich hatte, alter!
P - steht fuer das Prost, das der icke und der er uns immer zujerufen haben.
A - steht fuer die Andere karte, alter, die wir leeder nich verkoofen konnten.
N - steht fuer die Netten zwo typen da vorne auf der buehne.
D - steht fuer Dino alter, denn der war dabei jewesen, bei die abschiedtournee.
A - steht fuer Anstehen an dem buedchen, weil et war ja der raeumungsverkauf jewesen.
U - steht fuer die Unglaublich dufte trulla die ick an den abend an meener seite jehabt hab'!



also, lieber musikpoebel,
es ist passiert: eine der groessten deutschen hiphop-combos hat ihre exit strategie durchgezogen. sie kamen aus dem nichts, mit einem richtig geilen song und eroberten die herzen vieler zufallshoerer im sturm. das war im herbst 2006. jetzt - fast noch winter 2008 - ist schon wieder alles vorbei. zwischendurch noch mal schnell ein grandioses album rausgebracht, meinem persoenlichen sommerhit des jahres 2007 inklusive.

das war sie schon, die unglaubliche erfolgsstory des berliner duos icke & er. viel mehr gibts auch nicht zu sagen, wobei auch das in ihrem sinne ist, denn interviews gab's nicht, nur antworten auf unsere comments - in form von selbstgedrehten videos innerhalb ihrer chromjuwelen.

auch wenn mir, als ambitioniertem berlin-verachter und hoffnungslos hamburg-verliebtem persoenlich etwas sauer aufstoesst, dass sich einige parallelen zu einer gewissen hamburger groesse ziehen lassen, so war das konzert [und ist ihre musik] doch lokalpatriotismus in einer seiner schoensten formen. wer jetzt nicht weiss welche parallelen ich meine, dem waeren sie wahrscheinlich eh egal. zurueck zum thema:

selten habe ich erlebt wie ein mensch die ihm zuhoerenden menschen so mitreissen konnte, dass selbst dem oben genannten hamburg-fanboy ein relativ lautes "ick find dir schoen, ick mag dir jerne, ick bleib dir treu - mein berlin" ganz flott, und ohne ekelgefuehl zu hinterlassen, ueber die lippen rutschte. auch meine abermals obengenannte begleiterin, die das album gar nicht kannte, war schlichtweg begeistert von der pornoesen darbietung der beiden berliner ikonen - was nicht zuletzt an dem perfekt abgemischten sound lag, sodass sie jedweden text tadellos verstehen konnte.

alles in allem bleibt nur zu sagen, dass es ein richtig geiler abend war, und ich mich an den worten von icke und er festhalte "'n comeback muss schon drin sein..."

leute, ihr seid jut drauf!
peace und out, ick bin draussen!

icke & er
26.01.2008 - postbahnhof, berlin

THE! live im theatercafé (07.12.2007)

wie angekündigt spielten am freitag the! im theatercafé zu jena. the!, das sind clemens und unser tommy. tommy singt, tanzt und spielt hier und da keyboard. clemens steht hochkonzentriert rauchend am laptop und macht mit ableton die musik dazu.

ich muss dazu sagen, dass ich die beiden schon zu diversen anlässen erleben durfte und auch verschiedene hörproben standen mir zur verfügung. was ich aber freitag abend zu sehen und vor allem zu hören bekam, war beinahe schon beängstigend gut. the! haben erstaunliche sprünge gemacht und die vorgestellten songs (wenn man das so nennen kann) klangen erschreckend professionell.

die musik selbst lässt sich nur schwer beschreiben. häufig ist da zuerst nur ein beat. clemens fügt dann nach und nach verschiedenste klicks und samples und schließlich eine melodie hinzu. bevor das ganze aber zu sehr nach typischem house oder derartigem klingen könnte, zerbricht der ryhthmus plötzlich und alles ist plötzlich nur noch ein einziger, sphärischer klang (island!). tommy singt dazu und springt auf der bühne rum wie karl hyde auf speed. und er ist nicht der einzige, dem man ansieht, dass ihm gefällt, was wir da hören. man merkt, dass hier etwas dahintersteckt.

ich, der bei live vorgetragener elektronischer musik immer etwas skeptisch ist, kann eigentlich nur noch eines bemängeln: dass die beiden zugunsten der qualität und des song-ergebnisses mittlerweile auf übermäßig viel live gespielte instrumente verzichten, ist nachvollziehbar und hat sich durchweg bewährt. aber so entrückt tommys darbietung auch ist, sie kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass clemens einfach nur am computer steht - und raucht. eine visualisierung von clemens anteil wäre einfach noch cooler gewesen, als der abend ohnehin schon war.

fazit: hier darf man auf großes gespannt sein.

the!
07.12.2007 - theatercafé, jena

Zungen Raus Zum Dialogue!

Die rätselhafte unter den Konversationsmaximen von Paul Grice ist die der Relevanz: Sei relevant! Mache deinen Beitrag zur Konversation relevant.
Bis heute unerklärlich bleibt, was es damit eigentlich auf sich hat. Seit Jahrzehnten zerbricht sich die Sprachfilosofie den Kopf darüber, was das nun genau bedeutet. Theorien wurden aufgestellt und wieder verworfen, dicke Wälzer die in staubigen BiIbliotheksregalen rumlungern und zu erklären versuchen. Relevanz - Was ist das?
Ist Relevanz nicht relativ? Mitnichten!

Der Arbeitseifer Kieran Hebdens [aka Four Tet] bringt es mit sich, dass am 19. März ein neues Album von ihm und Steve Reid erscheint, zu dem die Welttournee schon letztes Jahr stattfand.
"Tongues", das zweite [bzw. je nach Zählweise dritte] und scheinbar auch nicht letzte Album von Kieran Hebden und dem Jazz-Schlagzeuger Steve Reid ist bereits vor einem Jahr, im Februar 2006, in den ehrwürdigen Exchange-Studios im Osten Londons aufgenommen worden. Zu diesem Zeitpunkt war allerdings der erste Teil des Debüt-Doppelalbums, "The Exchange Session Vol.1" noch nicht in den Läden.
Schon die "Exchange Session" war im Jahr zuvor aufgenommen worden, improvisiert von zwei Musikern, die sich erst einen Monat zuvor kennengelernt hatten. Entsprechend roh und unverdaulich klingt die "Exchange Session" auch: brachial-filigran und vor allem unstrukturiert. Perkussiv-rhythmisches Schlagzeug und melodiöse Störgeräusch-Elektronik und das wie gesagt improvisiert. Hui.
Direkt ins Auge springt bei diesem Duo die scheinbare Distanz, oberflächlich betrachtet: mehr als 30 Jahre Altersunterschied, klassischer Free-Jazz und elektronische Musik. Steve Reids musikalische Wurzeln liegen im schwarzen New Yorker Jazz der 60er Jahre. An dieser Stelle wird in den Rezensionen über das Duo Hebden/Reid üblicherweise die Namedroppingliste herausgeholt und auf die Stars von Jazz, FreeJazz, RnB usw. verwiesen, mit denen Steve Reid [allerorten heißt es „die Legende“oder „der legendäre Schlagzeuger“, als würde der Waschzettel vom Domino-Label wortgetreu abgeschrieben] tatsächlich zusammen gespielt hat.

Unerwähnt bleibt dann aber meist, dass z.B. John Coltrane eben nur zufällig sein Nachbar war und mehr Musiker-Vorbild als „Weggefährte“ und dass Reid selbst von den Studioaufnahmen zu Miles Davis „Tutu“ eher ernüchterndes zu berichten hat. Das eigene "Mustevic"-Label in den Siebzigern lief nicht so gut, zu avantgardistisch und experimentell zu Zeiten des mainstreamorientierten Fusion-Jazz, sodass Platten wie "Nova" und "Rhythmatism" heute von SoulJazzRecords wieder neu aufgelegt werden müßen.

Kieran Hebden könnte rein rechnerisch (fast) sein Enkel und oberflächlich betrachtet kaum verschiedener musikalisch sozialisiert sein. Im kleinen englischen Putney gründete er Mitte der Neunziger mit zwei Schulfreunden die Postrockformation "Fridge", deren Schaffen vier erstaunliche und abwechslungsreiche [aber außerhalb Englands erschreckend unbeachtet gebliebene] Alben und unzählige z.T. obskure Singels hervorgebracht hat.

Mit dem Beginn des Studiums legte sich Hebden, der bis dahin bei "Fridge" vornehmlich die Gitarre gestrichen hatte, ein Laptop zu, um nach dem 2. Semester mit "Dialogue" seine erste (und beste) Solo-platte unter dem Pseudonym "Four Tet" zu veröffentlichen. Bis zum heutigen Tag kamen drei (einhalb) weitere Alben und endlose Singels [z.b. "Thirtysixtwentyfive", das exakt 36 Minuten und 25 Sekunden lang ist...] dazu, aber vor allem circa 50 Remixe für Gestalten wie Steve Reich, "Radiohead", "Aphex Twin", David Holmes, The Notwist, Jamie Lidell und Bloc Party [bitte Namedropping selber weiterführen]. Darüberhinaus scheint Hebden als Produzent ein gutes Händchen für den letzten Schliff am fast fertigen Lied zu haben, zumindest ließen ihn Beth Orton, Thom Yorke, "Dempsey" [usw....] ihre Ideen albumreif machen.
Privat, wenn es sowas für ihn überhaupt gibt, ist Hebden ein leidenschaftlicher und unersättlicher Plattensammler, was man wiederum seinen Dj-Mixen anmerkt, z.B. den sehr schönen LateNightTales und den wohl abwechslungreichsten aller DJ-Kicks.

Hebden und Reid wollen zusammen vor allem eins sein: authentisch. Deshalb auch keine Overdubs und keine Edits: alles live eingespielt, ohne Nachbearbeitung. Es soll Live klingen, denn das ist es auch. Aber eigentlich nur die Improvisation selbst kann ihrer Überzeugung nach überhaupt noch für Authentizität bürgen. Vorher nicht wissen, was hinten rauskommt, aber trotzdem wild entschlossen. Oder gerade deswegen.
Ofizielles Werbevideo zu "Brain"

"Tongues" bleibt allerdings im Vergleich zur "Exchange Session" im improvisativen Rahmen, auch im zeitlichen. 10 Stücke in 45 Minuten ist schon fast wie ein typisches PopRock-Album. Die ersten drei Lieder müßen es sich gefallen lassen, hier als Ohrwurmkandidaten bezeichnet zu werden, "Four-Tet"-iger sozusagen, danach wirds abstrakter. Die Melodien sind eingängig, die Beats straff und z.B. Harfen-Sampels in "Our Time" lassen das "Four Tet"-Erfolsgalbum "Rounds" noch einmal vor dem geistigen Ohr auferstehen.

Bei "People Be Happy" werden die Störgeräusche, das Fiepen und Schnarren, das Gluckern und Blubbern schon dominanter. Insgesamt weniger Glöckchen, mehr Gongs als beim Erstling. "The Squid" hat durch die verzerrten Synthetics etwas von düsterem HipHop, "Superheroes" kommt durch die Alarm-Geräusche ein bisschen wie frickeliger Electro daher. Einen schönen entspannten Ausklang bereitet "Left Handed, Left Minded" da es die Geschwindigkeit zurückfährt und auf spärische Hintergrundtöne baut. Einzig aus dem Rahmen fällt "Greensleaves", bei dem jeden Augenblick des Schlagzeug losdemmeln könnte, dies jedoch nicht tut. Nagut.

Aber machen wir uns nichts vor: "Tongues" funktioniert nur in dem Kontext, in dem es von Hebden und Reid konstruiert wird. Unsere Hörgewohnheiten sind, geben wir es ruhig zu, orientiert an Studioproduktionen, die Live nur mit viel technischen Rafinessen wieder reproduziert werden können, also Musik die es in Wirklichkeit so gar nicht gibt. Zu glattgelutscht und blankpoliert ist das meiste, was in den Regalen der Musikabteilungen großer Warenhäuser unsere Aufmerksamkeit erheischen möchte. Bei elektronischer Musik geht dies in der Regel heutzutage sogar soweit, dass nicht mal mehr reale Instrumente existieren, sondern nur noch abstrakte, hochartifizielle Klangklötzchen [Sinuswellen-Modulationen], die softwarevermittelt hin und hergeschoben werden.

Ad Absurdum geführt oder zumindest mit einem leicht ironischen Augenzwinkern versehen wird diese ganze Unternehmung schliesslich dadurch, dass es eine Single-Auskopplung und Remixe von zwei ausgemachten Elektro-Disco-"Superhelden", James Holden und "Audion", dazu gibt. Der erstere, eine Variation des Openers "The Sun Never Sets", kommt sehr defragmentierend daher - eine anhaltende Modulation des Themas -, beim zweiten ist das Original "People Be Happy" annähernd unerkennbar zu einem straighten Extended-Mix-Dancefloor-Schubser mutiert. Und da darf man sich dann schon mal fragen, wie das zusammenpassen soll, der Kopf und der Fuß. Aber es passt, denn Hebden und Reid kommen mit "Tongues" insgesamt dem Live-Publikum schon sehr entgegen.
Live @ Roskilde Juli 2006

Beim bisher einzigen hierzulande-Auftritt der beiden, im Karlstorbahnhof in Heidelberg, Oktober letzten Jahres, mußten die Veranstalter auf Wunsch der Musiker noch kurz vor Beginn die Bestuhlung des Saales entfernen. Statt ergrautem Jazzpublikum mit Rotweingläsern standen da eher Turnschuhträger mit Bionade in der Hand. Schon nach einer Viertelstunde war Steve Reid durchgeschwitz, so hatte er auf das Schlagzeug eingeprügelt. Entsprechend aufgeheizt war da auch schon die Atmosphäre im Raum.
Nach einer weiteren Viertelstunde war Reid nur noch Wasser und angesichts des leicht vorgerückten Alters dieser "Legende" hätte man sich unter anderen Umständen echte Sorgen um den alten Herren machen müßen. Doch dessen denkenswürdiges und ansteckendes Dauergrinsen und -lachen belehrte eines besseren. So kontinuierlich und langanhaltend habe ich noch nie in meinem Leben jemanden so ansteckend Grinsen gesehen [außer vielleicht beim Zivildienst in der Psychiatrie, aber das war sicher etwas anderes]. Und das zu dem Krach, den Kieran Hebden dazu veranstaltete: permanentes Fietschen, Zirpen, Quietschen, Dröhnen, Brummen, Bollern, Knarzen. Aber das alles halbwegs rhythmisch und im Takt: pretty heavy, violently ass-kicking dance music, oh shit!
Live @ Karlstorbahnhof Heidelberg Oktober 2006

Komisch nur, dass niemand der Anwesenden so etwas erwartet haben konnte, schliesslich kommt die Platte mit der Musik zu dem Konzert erst demnächst, am 19.März, heraus. Die Vermarktungsinteressen von Domino-Records stehen dem Output von Kieran Hebden also irgendwie etwas im Weg. Ob deswegen auch, das seit Jahren angekündigte und auch längst fertige fünfte Album von "Fridge" deswegen erst im Juni herauskommt bleibt hier erstmal unklar. Der Webseite von Steve Reid ist übrigens zu entnehmen, dass das Duo Ende Januar mit dem Organisten Boris Netsetaev [zu hören auf dem Album "Spirit Walk" des Steve Reid Ensembles von 2005, auch dort mit dabei: Kieran Hebden an den Electronics] als "Steve Reid African Ensemble" im Senegal war, um dort mit einheimischen Musikern ins Studio zu gehen. Wann wohl dieses Album veröffentlicht wird?

Wie auch immer. Sicher ist lediglich, dass Relevanz nicht durch Konsens hergestellt wird, sondern im Kommunikationsbeitrag selbst enthalten ist oder eben nicht. Relevanz ist der Unterschied zwischen "Blabla" und "So ist es, und nicht anders!" Sie läßt sich nur mühsam simulieren und selbst das fliegt über kurz oder lang immer auf...

Kieran Hebden & Steve Reid
"Tongues"
Domino, 19.03.2007




Warum der Rock nicht mehr rockt

"Those who cannot remember the past are condemned to repeat it."
george santayana


Die letzten Entwicklungen hat die Rockmusik schon vor 20 Jahren hinter sich gebracht, alles was danach kam war leider nur noch redundantes Epigonentum. Heute ist manches ausdrücklich Retro, anderes gibt sich besonders frisch ohne es zu sein.
Heute werden uns aller Jubeljahre neue Wundergruppen, meist von Übersee, in Feuilleton und Fachpresse in die Ohren gehypt: The Next Big Thing! wartet schon hinter der nächsten Ecke und kann mittlerweile am Reißbrett entworfen werden. Der zukünftige Geschmack ist berechenbar geworden, weil man einfach nur chronologisch vorgehen muß. Bekam der Grunge der frühen 90er noch seine Vitalität von den 60ern und 70ern eingehaucht, waren es in den letzten drei, vier Jahren vor allem die 80er die den Ton machten.
"The Darkness" mit ihrem Kastratenbombast wiesen da schon klar in die richtige (absehbare) Richtung, auch wenn sie jetzt kein Thema mehr sind.
Es wird nicht mehr lange dauern, dann haben wir die Spielarten der 80er durch und dann wird es schon enger für den Rock. Dann ist schon die erste Retro-Welle, der Grunge dran. Wie es wohl in 20Jahren klingen wird, wenn die aktuellen Retro-Hypes wieder aufgegriffen werden?
Meta-Meta-Musik? Oder ist das Kapitel "Rockmusik" dann endlich auch gegessen?
Gefeiert wird die durchlauferhitzte Rockmusik eigentlich nur noch von Musikmagazinen [und im Feuilleton der FAZ ], die qua Werbung von der panischen Musikindustrie bezahlt werden, welche selbst dem Rock als Geldmaschine einiges zu verdanken hat. Zum schlimmen Beispiel den Stadion-Rock und U2.

Woran aber ist denn der Rock nun eigentlich gestorben? Warum finden Innovationen mittlerweile nur noch anderswo statt? Warum kommt einem alles in der aktuellen Rockmusik vor, wie "schonmal gehört"? Traut sich niemand, was neues zu machen, oder ist vielmehr schon alles gemacht, was das Rock-Instrumentarium hergibt? Gitarre, Bass, Schlagzeug, Gesang (und wahlweise noch Orgel/Synthie) und das war´s?
Eine fundamental neue Art, Gitarre zu spielen, hat seit Jimi Hendrix niemand mehr erfunden (natürlich ging´s noch schneller, filigraner, brachialer, ausdrucksstärker, aber die gesamte Entwicklung der elektrischen Gitarre hat Jimi Hendrix schon 1968 vorgezeichnet). Der Rhythmusgruppe, also dem Drum´n Bass, und dem "Gesang" ist seit dem Deathmetal der frühen 90er, mit seiner absoluten Pervertierung aller Ausdrucksmöglichkeiten, auch nichts mehr hinzuzufügen. Außer vielleicht Elektronik und ein Püps-chen Jazz, wie im Postrock durch dessen profilierteste Vertreter wie "Mogwai", "Tortoise" und hierzulande "ToRococoRot" oder gerade noch "Kreidler" [um mal eine Skala von "rockig" bis "nicht rockig" aufzumachen].
Aber auch die Dekonstruktion des Postrock ist ja in Wirklichkeit nur geborgt. Vorgemacht haben das nicht zuerst die Krautrocker in den späten 60ern. Bands wie Can, Faust, Embryo und die ganz frühen Kraftwerk haben damals schon die Strukturen der Rockmusik freige- und zerlegt und damit den Punk überhaupt erst ermöglicht.
Der Punkrock selbst wiederum hat der Musik lediglich dahingehend gedient, dass er anschaulich demonstriert hat, wie auch unmusikalische Menschen, allein dadurch dass die technische Ausrüstung erschwinglich wird, Musiker sein können.
Naja gut, ist ja auch was.
Jedenfalls äußern sich heutzutage kreative und begabte junge Musiker aus freien Stücken nicht mehr durch Rockmusik. War Rockmusik jahrzehntelang das Aushängeschild von Jugendkultur schlechthin, bedeutet sie der konsumorientierten Jugend von heute unweigerlich entweder "die gute alte Zeit" oder eine Art "Hängen-geblieben-sein". Rockmusik drückt aber längst kein Zeitgefühl mehr aus und hat als Lebensentwurf ausgedient. Rock ist schon lange nicht mehr authentisch, sondern rückwärtsgewandt und anti-modern. Sich mit Rockmusik identifizieren bedeutet mittlerweile, die Augen von der Realität abzuwenden.
Wobei Rock ja schon immer auch Flucht war: "Sex, drugs and rock´n roll!"
Ohren zu und durch.

musica da cucina

das la ka rot ist mit 15 menschen eigentlich schon zum bersten gefüllt. dabei "ißt" der eintritt frei und auf dem tresen steht ein recht leerer topf, in den man dem musiker eine geldspende legen kann. ein vegetarischer imbiß ist vielleicht auch nicht der ideale ort, eine europa-tournee zu beginnen. oder gerade doch?

fabio bonelli ist morgens um 6uhr in morbegno / nord-italien losgefahren, um heute abend [18.01.2007] in halle / saale und in den kommenden zwei wochen jeden abend in einer anderen lokalität seine musik zu zubereiten. er kocht seine lieder, die zwischen filigranen, spärischen harmonien und dissonantem noise ihren platz finden, mit gitarre, klarinette, sampler, mikrophonen und allerlei geschirr, kochlöffeln und was man sonst noch zum backen braucht.

nach und nach, die sample-technik erfordert dies, kommen einzelne spuren hinzu, geräusche, klappern, vocals, einzeltöne wohlgesetzt, um sich nach und nach wieder in wohlgefallen aufzulösen oder zum krach akkumuliert dem publikum die gehörgänge frei zu pusten. die akustik im "la ka rot" ist dabei erstaunlich gut, trotz maximal 7m² wohnfläche. das lustigste instrument von fabio ist ein eierschneider, der mit einem pick-up versehen, als miniatur-gitarre fröhliche klimperei erzeugt. am konsequentesten zieht der auf einer kochplatte zum immer lauter werdenden pfeifen gebrachte wasserkocher einem anderen lied den boden unter den zarten füßen weg.

mein (bisher) bestes konzert-erlebnis diesen jahres. also, wenn das nicht schön ist:

musica da cucina
28.01.2007 - la ka rot, halle

seattle

wir sind hier nicht in seattle, dirk.

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