im kino mit dino part I - stranger than fiction

lieber kinopoebel,

gestern sah ich "schraeger als fiktion", dessen deutscher titeluebersetzer schon einmal 20 stockschlaege auf die nackten fusssohlen bekommen sollte, wie man einen so geilen titel wie "stranger than fiction" so einfallslos und schnoede uebersetzen kann.

harold crick [will ferrell] lebt ein minutioes getimtes leben. jede seiner taetigkeiten folgt einem exakten schema - perfekt durch computergrafiken in szene gesetzt -, bis eines tages ferrel von einer erzaehlstimme heimgesucht wird. die stimme einer frau berichtet ueber ferrels leben, weiss aber nichts von seiner realen existenz, und er bekommt so mit, dass ereignisse in gang gesetzt wurden, die seinen baldigen tod zur folge haben werden. die psychiater, die ferrel aufsucht, halten ihn fuer verrueckt und raten zu tabletten, der einzige der ferrel helfen kann und spaeter will ist der literaturexperte dr. jules hilbert [dustin hoffman]. ferrel versucht nun verzweifelt, seinem geplanten ableben entgegen zu wirken und sein leben zu veraendern.

nun gut. das problem bei "stranger than fiction" ist so'n bisschen, dass die grundidee eigentlich schon zu gut ist...es ist sozusagen der feuchte traum eines jeden autors - man kann sich foermlich charlie kaufman vorstellen, wie er auf seinem sofa sitzt und sich vor den kopf schlaegt: "warum bin ich da nicht drauf gekommen." es bietet halt eine unzahl von wegen, mit denen der film uns unterhalten kann: von brachialer komoedie [wie ferrel an der busstation steht und schreit: "umbringen? WANN?"] ueber satire [absolut genial: emma thompson als verwurschtelte schriftstellerin und dustin hoffman als kauziger literaturprof] bis zu gehirnverbiegender kunstakrobatik [wenn bei thompson das telefon klingelt, nur weil sie dies auf ihrer schreibmaschine schreibt...].

gleichzeitig bietet es einen ganzen strauss an kuenstlerisch-philosophischen fragen [sind wir verantwortlich fuer die kunst, die wir produzieren? kann man sich mit dem spruch: "es ist doch nur fiktion" von jeder verantwortung freikaufen? welche auswirkungen hat unsere kunst auf die reale welt?]. schlussendlich geht es natuerlich auch um den beruehmten henne-ei-spruch der kunst, ob diese nun das leben imitiert oder das leben die kunst.

wer seine qualitative messlatte so hoch anlegt, kann tief fallen. doch zum glueck ist sich dieser film dessen bewusst und trickst sich am ende quasi selber aus, indem es ueberhaupt keine loesung fuer die angesprochenen philosophischen fragen gibt und sich narrativ ein gerademal mittelmaeßiges - eher langweiliges - ende schreibt, was es aber auch gleichzeitig selber zugibt. dies ist in der tat eine witzige idee: der film schreibt sich selbst...und wenn das ende irgendwie doof ist...nun ja, das war ja so vorgesehen!

insgesamt aber gibt's, neben diesem kleinen manko natuerlich ein dickes lob: die schauspieler waren allererste sahne [bis auf queen latifah, die wohl einfach nur mitspielen wollte, sonst aber eigentlich ueberhaupt keine funktion in diesem film hatte]. die ideen waren sehr, sehr komisch, aber gleichzeitig, auch dank ferrels darstellung, nie zu klamaukig. die optik schafft es, expressionismus mit komik zu verbinden [so z.b. wenn ferrel regungslos in einem kargen aktenablage-raum steht und das geraeuschder uebereinanderstreichenden akten als meeresrauschen wahrnimmt].

was mich aber am meisten freut, ist die tatsache, dass es doch noch außergewoehnliche skripte schaffen, in hollywood mit großem staraufgebot erfolgreich verfilmt zu werden. das laesst, in diesem schwarzen meer aus lieblos hingerotzten "romantische liebeskomoedienactionremakesequels", doch noch hoffen. In diesem sinne gibt es eine 2 - fuer einen unterhaltsamen film, dessen idee an sich genial ist, der fertiggestellt aber leider keinen meilenstein-der-filmgeschichte-standard erreicht.

"stranger than fiction"
regie: marc forster
darsteller: will ferrell, emma thompson
mandate pictures, 08.02.2007

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